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Legenden

Diebe aus Holland

Im Stadtarchiv von Stadtlohn befindet sich ein Schriftstück des ehemaligen Schuldirektors Felix Stapper vom 15. März 1954. Es ist eine Aufzeichnung über ein Gespräch mit dem Amtsbaumeister i.R. Joachim Tombrink (geb. 1868), der sich zum Diebstahl des Stadtlohner Gnadenbildes äußerte.

J. Tombrink war 35 Jahre als Beamter in der Stadtlohner Stadtverwaltung tätig. Im Jahre 1906 fand er durch Zufall in den Akten, Schriftstücke über das Gnadenbild und dessen Diebstahl im Jahre 1886. Er hatte die Akte damals eingehend studiert und gibt den Inhalt wie folgt wieder: "... Das Gnadenbild wurde am Feste Mariae Heimsuchung gestohlen. Dieser Festtag war damals mit einer Kirmes verbunden, zu der viele fahrende Schausteller und Gauklertruppen in die Stadt kamen. Einer Artistengruppe wurde die Auftrittsgenehmigung von der Stadtverwaltung verweigert. Mitglieder dieser Truppe verkehrten zu der Zeit in der Wirtschaft Becker in der Eschstraße, die bei den Bürgern keinen guten Ruf besaß. Diese Artisten sollen dort geäußert haben, dass sie Stadtlohn wegen der Verweigerung der Auftrittserlaubnis "einen Streich spielen wollten, an den es lange denken solle."

Das Gnadenbild wurde dann in jener Nacht gestohlen. Stadtlohner Bürger wollen in dieser Nacht gesehen haben, dass zwei Mitglieder der erwähnten Artistengruppe einen Gegenstand in einem Sack in die Wirtschaft Becker getragen haben. Diese Truppe ist dann in den frühen Morgenstunden mit einem Pferdefuhrwerk in Richtung Südlohn abgezogen. Der Raub des Gnadenbildes wurde sofort bemerkt. Die Stadtverwaltung beauftragte den damaligen Gendarm Henkel mit der Verfolgung der Artistengruppe, auf die der Verdacht fiel. Dieser stellte die Truppe hinter Oeding in Kotten (Holland). Nach den Aussagen des Gendarms ist der Ofen des Wohnwagens glühend gewesen, obwohl das Wetter so beschaffen war, dass überhaupt nicht geheizt werden brauchte; Männer mit Beilen hätten dabei gestanden, bunte Farbreste zerstreut herumgelegen, und es hätte stark nach verbrannter Farbe gerochen. Der Gendarm war der festen Überzeugung, dass es sich hier um das Gnadenbild gehandelt habe, das von den Männern zerkleinert und verbrannt worden sei."

"Diese Überlieferung gefällt mir nicht, denn dann wäre die Geschichte um das Verschwinden der Madonna hier zu Ende."
K.K.

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